Gedenkausstellung für HOSI-Mitglieder, die an den Folgen von AIDS verstorben sind ...

With Love and Respect

Anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien wurde im HOSI-Zentrum von Juni bis Oktober 1999 eine Gedenkausstellung gezeigt, die dem Andenken an die verstorbenen HOSI-Mitglieder gewidmet wurde. Im Ausstellungsbegleittext heißt es:

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Logo der Ausstellung: With Love and Respect
Logo der Ausstellung "With Love and Respect"

Wir wollen uns mit Liebe und Respekt an sie erinnern, ein Zeichen des Stolzes setzen und aufzeigen, daß diese Menschen zu einer bestimmten Zeit ihres Lebens Teil unserer Gemeinschaft gewesen sind. Dadurch, daß wir uns an sie erinnern, bleiben sie trotz ihres Todes Teil lebendiger und gelebter Emanzipation.
Durch die Photographien der Verstorbenen soll bei jenen die Erinnerung geweckt werden, die sie gekannt haben, und Anstoß zum Gedenken geben. Jenen, denen die Abgebildeten unbekannt sind, soll ins Bewußtsein gebracht werden, wieviel uns AIDS in persönlicher und bewegungspolitischer Hinsicht "genommen" hat, und daß hinter jedem Bild ein Mensch und ein Leben stehen. Wichtig erscheint uns dabei, unsere "Geschichte" greifbar und dokumentierbar zu machen.
Die Kurzbiographien sollen ein wenig aus dem Leben der Verstorbenen erzählen ...
All jene verstorbenen HOSI-Mitglieder, über die wir keine Lebensdaten recherchieren konnten, werden daher nur mit Namen angeführt. Dennoch hoffen wir, daß sich Anknüpfungspunkte beim Betracher/der Betrachterin einstellen.

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Die Texte und Bilder dieser wichtigen Ausstellung möchten wir auf unserem Website präsentieren und nach wie vor zugänglich machen, da sie lediglich auf eine andere Weise die Idee des Names Project aufnimmt und im Grund die liebevolle Erinnerung an die Verstorbenen aufrecht erhält.

Arthur Prikryl

Arthur Prikryl
1954 – 1995

Arthur war von Anfang an bei der HOSI dabei – als Gründungsmitglied schon bei den ersten Treffen 1979 im „Treibhaus“. Als selbstbewußter Lederschwuler trat er bereits bei den ersten öffentlichen Aktionen – z. B. auf der großen Anti-Faschismus-Demo am 26. April 1980 – stolz in Erscheinung.1983 rief er die erste Leder-Uniform-S/M-Gruppe in Wien ins Leben.

Im Jänner 1992 starb sein langjähriger Lebensgefährte Otmar. Arthur hatte jedoch die Kraft, sich wieder vermehrt in der Bewegung zu engagieren; z. B. in der „AIDS-Offensive“, im „PosiHiven Café“, beim „Names Project“ oder beim „XTRA!“.

In dieser Zeit hat Arthur in Karl Hoffmann wieder einen Lebensgefährten gefunden, der Arthur bis zu seinem Tod am 6. Oktober 1995 liebevoll begleiten sollte. Karl starb am 28. Oktober 1995, nur wenige Wochen nach Arthurs Abschied.

Bernhard Durst

Bernhard Durst
gest. 29. März 1995

Bernhard tauchte Anfang 1993 in der HOSI auf und brachte frischen Wind und -Tatendrang mit; er gründete im HOSI-Zentrum das „posiHive Café“ – gemeinsam mit Gottfried und Erich –, das seit seiner Eröffnung am 15. Juni 1993 im Sinne -Bernhards weitergeführt wird. Des weiteren erfand er für die Lambda-Nachrichten die Rubrik „Leserbriefe, die nicht erschienen sind“, die er jedoch nur kurz betreuen sollte.

Kurz vor seinem Tod widmete er sich noch der Idee eines „Lighthouse“ für Wien. Leider sollte er für die Verwirklichung dieses Projektes nicht mehr die Zeit und Energie haben.

Bernhard war einer, der auch schon vor seinem Engagement in der HOSI schwule Aktivitäten in Wien setzte und in manchen Bereichen (etwa: schwullesbische Filme in Wien zu zeigen) Pionierarbeit geleistet hatte. Seiner eigenen Krankheit gegenüber legte er eine bewundernswerte unsentimentale Kompromißlosigkeit und abgeklärte Konsequenz an den Tag.

Karl Hoffmann

Karl Hoffmann
gest. 28. Oktober 1995

Karl trat vor allem zusammen mit seinem Lebensgefährten Arthur Prikryl in der HOSI in Erscheinung. Beide arbeiteten in der HOSI mit, nahmen an Demos und Aktionen teil. Sie kümmerten sich vor allem um den Lokalbetrieb, schmückten liebevoll die HOSI-Räumlichkeiten zu den Festen und waren – auch wenn die Schale mitunter etwas rauh erschien – in vielem die „guten Seelen“ der HOSI.

Wie Arthur war Karl als selbstbewußter Lederschwuler stolz auf seine Vorliebe und leistete viel Überzeugungsarbeit. Durch die persönliche Betroffenheit engagierte sich Karl besonders im AIDS-Bereich, wie z. B. in der „AIDS-Offensive“ und dem „PosiHiven Café“.

Karl starb, nachdem er seinen Lebensgefährten Arthur bis zu dessen Tod begleitet hatte, im Alter von 41 Jahren.

 

 

Klaus Brunnthaler

Michael Handl

Michael Handl
1965 – 1992

Geboren am 24. September 1965 in Lienz/Osttirol; Matura der BHAK/Lienz im Juni 1985, anschließend Zivildienst und Studium der Theater­wissenschaft in Fächerkombination mit Literaturwissenschaft, Politologie und Philosophie in Wien; seit 1985 in der schwul/lesbischen Bewegung – namentlich im Rahmen der HOSI – aktiv: Redakteur/Layouter der Lambda-Nachrichten, (Mit)Organisation von Gay Filmfestivals, PR- und Kulturveranstaltungen, Konferenzen, AIDS-Info-Monaten, Buch­projekten sowie Medienauftritte in „Club 2“ und „X-Large“, schwul/lesbische Doppelhochzeit am 30. Juni 1989: Michael „heiratet“ seinen Lebensgefährten Friedl.

Aktivist bei Rosa Wirbel-, Rosa Stachel- und Act Up-Aktionen wie Ministerbürobesetzung, Störung von Pressekonferenzen etc.

Michael lebte 9 Jahre bis zu seinem Tod am 19. Juni 1992 in Lebensgemeinschaft mit ­seinem Partner Friedl Nussbaumer.

Peter Scheucher

Peter Scheucher
1957 – 1996

Geboren am 16. April 1957 in der Steiermark, Biologie-Studium in Graz, war einer der Pioniere der österreichischen Lesben- und Schwulenbewegung. 1983 war er Mit-begründer und erster Obmann der Homosexuellen Initiative (HOSI) Steiermark.

1986 zog er sich aus der ersten Reihe des Vereins, der 1989 aufgelöst wurde, zurück. In der HOSI Wien engagierte sich Peter ab 1993 – damals lernte er Kurt Krickler kennen, mit dem er bis zu seinem Tod am 14. August 1996 zusammenlebte.

Peter beteiligte sich aktiv an etlichen HOSI-Wien-Aktivitäten, worunter wohl die „Aktion Standesamt“ im Wiener Rathaus im November 1994 am bedeutendsten war.

Darüberhinaus nahm er an mehreren ILGA-Konferenzen teil und arbeitete auch an der Anklage für das „Internationale Menschenrechtstribunal 1945-1995: 50 Jahre Unterdrückung von Lesben und Schwulen in Österreich“ mit.

Peter Sladek

Peter Sladek
gest. 17. März 1984

Peter war einer von denen, die die HOSI 1979 (mit)gründeten. Mit Parteien wollte er nichts zu tun haben, in der HOSI hatte er jedoch eine politische wie persönliche -Heimstatt gefunden.

Hinter Peters „rustikalem Charme“ und seiner Geradlinigkeit verbarg sich ein sensibles und verletzliches Wesen. Er wollte niemanden mit seinen Problemen belasten, trug diese lieber ganz allein aus. Darüber hinaus war der stille, bescheidene Peter eine Kämpfernatur. Er bekannte sich als Postbeamter offen zu seinem Schwulsein – und das zu einer Zeit, als dies eine gehörige Portion Mut erforderte.

Peter starb im März 1984 an den Folgen von AIDS und war damit einer der ersten, die die HOSI-Wien an AIDS verlor.

 

Reinhardt Brandstätter

Reinhardt Brandstätter
1952 – 1992

Geboren am 25. September 1952, aufgewachsen und Matura in Linz, Medizinstudium in Graz und Wien; das ganze Leben lang für soziale Anliegen engagiert: als Mittelschüler für das Jugendrotkreuz, als Student in der Anti-AKW-Bewegung. Schon 1979 bei den allerersten ­Treffen dabei, die dann zur Gründung der HOSI Wien führten; bei der konstituierenden Generalversammlung im Jänner 1980 zum Vizeobmann gewählt; 1983-1991 Obmann, danach Ehrenobmann. Im Verein war Reinhardt vielseitig aktiv, besonders verdient machte er sich im politischen Lobbying und in der Medienarbeit sowie als Podiumsdiskutant. Jahrelang prägte er die Vereinsarbeit, er initiierte viele Projekte und unterstützte viele Aktivitäten.

Untrennbar mit Reinhardt verbunden ist indes die AIDS-Präventionsarbeit, die in Österreich von der HOSI Wien ihren Ausgang nahm: 1983 initiierte Reinhardt die erste AIDS-Infobroschüre in Europa für schwule Männer, 1984/85 die erste größere Studie in Europa über die Prävalenz von HIV-Antikörpern bei schwulen Männern. 1985 war er Motor bei der Gründung der „Österreichischen AIDS-Hilfe“, dem Fundament, auf dem noch heute die AIDS-Präventionsarbeit im wesentlichen ruht.

Reinhardt verstarb nach langer, geduldig ertragener Krankheit am 17. April 1992. Er war bis zu seinem Tod 13 Jahre lang Lebensgefährte von HOSI-Wien-Aktivist Kurt Krickler – auf dem zweiten „Ur-Treffen“ der HOSI im Frühjahr 1979 hatten sich die beiden kennen und lieben gelernt.

Robert Blum

Robert Blum
geboren am 19. März 1962
gestorben am 5. März 1996

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Robert Schebesta

Uli Stefan Landauer

Uli Stefan Landauer
1958 – 1994

Geboren am 19. 1. 1956 in Oberpullendorf/Burgenland; Lehrlingsausbildung als Allgemeiner Mechaniker mit Abschlußprüfung; Mitarbeiter bei IKEA, Galerie Hilger, Kleine Komödie, Jugendherbergswerk.

Coming Out und Going Public 1983; Abendmatura für Berufstätige 1985; Volksschullehrerausbildung an der Pädagogischen Akademie, danach unterrichtet er bis 1994 in verschiedenen Volksschulen.

Entwirft viele Stücke seiner eigenen Garderobe und fertigt sie selbst an, beschäftigt sich mit Ludwig Wittgenstein, bereist die USA, besucht die Jugendgruppe in der HOSI, ist im „Warmen Nest“ und in der Rosa Lila Villa; zahlreiche Selbsterfahrungsseminare und -gruppen.

Lebte seit Mai 1989 mit seinem Freund Otto zusammen. Er verstarb am 26. November 1994 an den Folgen von AIDS auf Annenheim.

 

Wolfgang Dienstl

Wolfgang Wolli Schweighofer

Wolfgang Waldburg

Bildnachweis: Sämtliche auf dieser Seite verwendeten Bilder stammen aus dem Ausstellungsheft "With Love and Respect".